5 Tage in Göreme, Kappadokien

«oder: Im Land der Heißluftballons und Feenkamine»

„You are staying for 5 nights? You are crazy!” Das waren die Worte, mit denen wir von Mehmet, einem der beiden türkischen Chefs der “Sultan Cave Suites” in Göreme begrüßt wurden. Im ersten Moment waren wir uns nicht sicher, was er uns damit mitteilen möchte. Uns lag schon eine Entschuldigung auf der Zunge, mit der wir ihm erklären wollten, warum wir nicht länger im schönen Kappadokien bleiben können. Es dauerte aber nur einen kurzen Moment länger, bis wir verstanden, dass er genau das Gegenteil meinte. Mehmet erklärte uns, dass kaum Gäste für so viele Nächte in Göreme bleiben würden. Schon befanden wir uns mit ihm auf der Couch, eine riesengroße Landkarte Kappadokiens wurde vor uns ausgebreitet. Während Izmir, die Haushündin, es sich auf unserem Schoß gemütlich machte, prasselten seine Ausflugstipps auf uns ein. Er hatte Angst, dass wir uns langweilen könnten.

Wir sahen uns nur an und konnten kaum fassen, dass Mehmet tatsächlich davon überzeugt war, dass wir zu viel Zeit eingeplant haben.

Wenn du nun liest, was wir während unserer Zeit in Kappadokien alles erlebten, wirst du uns zustimmen, dass diese Befürchtung völlig umsonst war.

Anreise

Da man nur Sonntagabend von München direkt nach Kayseri fliegen kann, kamen wir erst spät nachts im Hotel an. Wir organisierten uns im Vorfeld bereits einen Fahrer, der uns vom Flughafen abholte und uns in den eine Stunde entfernten Ort Göreme brachte. Dass dieser Fahrer wohl besser im Bett hätte bleiben sollen, da ihm während der Fahrt ständig die Augen zufielen, sei nur am Rande erwähnt. Wir waren auf jeden Fall doppelt froh, als wir endlich (unfallfrei) im Hotel ankamen. Da das Wetter für den nächsten Tag schlecht vorausgesagt wurde, wurden alle Ballonfahrten in und um Göreme gecancelt. In diesem Fall: Nicht das Schlechteste für uns. So konnten wir wenigstens einen Tag in der Türkei ausschlafen, ohne befürchten zu müssen, dass uns etwas entgeht. (Ja, da sind wir ganz ganz schlimm!)

Tag 1

Göreme und Umgebung

Nach einem hervorragenden türkischen Frühstück vom Buffet, das wirklich keinen Wunsch offen lässt, marschierten wir einfach los. Schon kurze Zeit nach dem Überqueren der Hauptstraße von Göreme, an der sich Souvenirläden an Teppichgeschäfte und Restaurants reihen, standen wir vor den wohl verrücktesten Steingebilden, die wir bisher gesehen haben. Die Felsen wurden vor vielen hunderten von Jahren durch das Wasser gebildet. Sie bestehen aus Tuffstein, einer Art Sandstein, der sich sehr leicht formen lässt. Ohne ein Ziel vor Augen zu haben, wanderten wir los. Wanderten vorbei an hohen und niedrigen, schmalen und breiten, spitzen und runden, hellen, dunklen und mehrfarbigen Gebilden. Das „Swords Valley“ war völlig unbesucht. Während der drei Stunden, die wir dort unterwegs waren, trafen wir auf keinen einzigen Menschen. Ein Hoch auf die Nebensaison!

Göreme, Kappadokien

Göreme, Kappadokien Swords Valley

Göreme, Kappadokien, Swords Valley

Göreme, Kappadokien, Swords Valley

Über Steintreppen und eingebaute Leitern kamen wir durch eine Höhle zufällig fast genau dort aus dem Valley, wo wir es uns erhofft hatten. Das Open-Air-Museum in Göreme ist ein Sightseeing-Spot, der auf jeder To-Do-Liste stehen sollte. Es gehört zum Unesco Welterbe und beherbergt unter anderem einige Felsenkirchen, in deren Inneren noch die teilweise sehr gut erhaltenen Wandmalereien zu sehen sind. Nach dem dortigen Besuch traten wir über das „Zemi Valley“ den Heimweg nach Göreme an.  Im Zemi Valley befinden sich haushohe Steingebilde, die „Feenkamine“ genannt werden. Laut einer Legende, die hier den Kindern erzählt wird, wohnen die Märchenwesen in den hohen Felsen. Als wir alleine inmitten dieser magischen Landschaft staunend vor den hohen Türmen standen, konnten wir uns diese Wesen nur allzugut vorstellen.

Göreme, Kappadokien, Open Air Museeum

Göreme, Kappadokien, Kirche

Göreme, Kappadokien

Göreme, Kappadokien, Love Valley

Göreme, Kappadokien

Swords Valley und Zemi Valley: kostenlos zugänglich von Görme

Open-Air-Museum Göreme: Montag – Sonntag 8:30-18:00 Uhr, Eintritt 30 TL p.P. (ca. 6,60 Euro)

 

Tag 2

Ortahisar und Uçhisar

Der Wecker klingelte um 6:15 Uhr. Gutes Wetter, passender Wind, die Heißluftballons fahren. Auf das Erleben dieses Spektakels haben wir schließlich gewartet. Die viel fotografierte Terrasse der „Sultan Cave Suites“ ist dafür wohl der wundervollste Ort in ganz Göreme.

Sultan Cave Suites, Göreme, Kappadokien

Sultan Cave Suites, Göreme, Kappadokien

Göreme Balloon Sunrise

Wobei wir zugeben müssen, dass es romantischer sein könnte. Die Wahrheit ist nämlich, dass sich jeden Morgen bis zu 15 Personen auf dieser Terrasse befinden und wie wild fotografieren – und das in der Nebensaison.

Zum Aufwärmen brauchten wir danach einen heißen türkischen Tee. Wie sich die Mädls, die bei Minusgraden im dünnen Sommerkleidchen minutenlang auf der Terrasse posierten, wieder aufwärmen, das blieb uns ein Rätsel.

Nach dem Frühstück wartete unser Mietauto schon auf uns. Roadtrippin` in der Türkei! Unser erster Stopp war der Sunset View Point am Eingang des „Red Valley“. Wie der Name schon verrät, erstrahlen die Tuffsteinfelsen hier in einem hellen Rotton. Weiter ging es in die Stadt Ürgüp, wo wir uns auf den Weg zum „Wish Hill“ machten, von wo aus eine schöne Aussicht auf die Stadt geboten ist. Schade fanden wir, dass die Sicht in die andere Richtung, in der viele Felsenhäuser zu sehen wären, recht zugebaut wurde.

Ürgüp,Göreme, Kappadokien

Göreme, Kappadokien

Auf dem Weg nach Ortahisar, wo ein 90 Meter hoher Burgfelsen steht, stießen wir eher zufällig auf die Kirche „Sarica Kilisesi“, die wirklich mitten im Nirgendwo steht. Auch sie ist eine der vielen Kirchen, die die verfolgten Christen vor hunderten von Jahren in die Felsen gehauen haben, um sich dort zu verstecken und ihre geheimen Gottesdienste abhalten zu können. Auch wenn eine Außenfassade der Kirche schon eingefallen ist, war der Besuch doch besonders aufschlussreich. Wir konnten sogar noch den gut versteckten unterirdischen Eingang finden. Nicht weit entfernt steht eine weitere Kirche, die „Pancarlik Kilisesi“. Der Besuch dieser Kirche ist zwar eigentlich keinen Eintritt wert, aber der alte „Kirchenwächter“, der sich dort ein Holzhüttchen gebaut hat und auf Touristen wartet, um die wenigen Türkischen Lira zu kassieren, war so erfreut über unseren Besuch, dass wir gerne bezahlt haben. In dieser Kirche sind sogar noch Teile der Wandbemalung erhalten.

Ortahisar, Göreme, Kappadokien

Sarica Killisesi, Göreme, Kappadokien

Pancarlik Killisesi, Göreme, Kappadokien

In Uçhisar stiegen wir den 70 Meter hohen Burgfelsen hinauf, der mitten in der Stadt steht und schon von Weitem erkennbar ist. Oben erwartete uns eine traumhafte 360°-Aussicht über die Stadt und das „Pidgeon Valley“. Über das „Love Valley“ machten wir uns wieder auf den Weg zurück nach Göreme. Der Name dieses Tals ist auf die recht eindeutige Form der Felsentürme zurückzuführen.

 Uchisar, Göreme, Kappadokien

Uchisar, Göreme, Kappadokien

Love Valley, Göreme, Kappadokien

Nocta Rent a Car, Göreme: 31 Euro pro Tag (mit Vollkaskoversicherung)

Red Valley: kostenlos zugänglich

Wish Hill: kostenlos

Sariça Kilesi: kostenlos

Pancarlik Kilesi: 5 TL p.P. (ca. 1,10 Euro)

Uçhisar Castle: 7 TL p.P. (ca. 1,60 Euro) plus 2,5 TL (ca. 50 Cent) für den Parkplatz

 

Tag 3

Fahrt mit dem Heißluftballon und Umgebung von Göreme

Um 5:15 Uhr sprangen wir mit klopfendem Herzen aus dem Bett! Wir fahren Heißluftballon. Unser Glück konnten wir noch gar nicht fassen. Die Bedenken, dass das Wetter nicht passen könnte, waren vergessen. Eine gute halbe Stunde später wurden wir zum Highlight unserer Reise abgeholt. Zu einem Highlight, von dem noch lange erzählen werden. Weil  bei dem Gedanken an die Heißluftballons noch immer ein breites Grinsen in unseren Gesichtern auftaucht, gibt es über dieses Erlebnis hier einen eigenen Blogbeitrag.

Balloon, Göreme, Kappadokien

Balloon, Göreme, Kappadokien

Durchgefroren, aber mit vor Freude glühenden Wangen, brauchten wir danach eine Pause und stiegen noch einmal zurück ins Bett.

Nach einem kurzen Schläfchen und einem wärmenden Çay starteten wir noch einmal ins “Love Valley”. Nebenreisezeit sei Dank, waren wir dort auch an diesem Tag wieder mutterseelenalleine, während wir zwischen den Gesteinsformationen herumwanderten. Bei unserer nächsten Station fanden wir dann doch die erste große Reisegruppe, die sich um den gerne fotografierten (aber eingezäunten) “Camel Rock” im “Imagination Valley” scharrte. Obwohl wir eigentlich gerne im Valley wandern gegangen wären, um weitere Tiere in den Felsen zu entdecken (daher kommt auch der Name), schreckten uns die vielen Menschen etwas ab, sodass unser Aufenthalt dort recht kurz bemessen war. So endete unser Nachmittag mit einem erneuten türkischen Tee auf der Terrasse in Göreme.

Love Valley, Göreme, Kappadokien

Camel Rock, Göreme, Kappadokien

 Göreme, Kappadokien

Ballonfahrt bei Butterfly Ballons: 130 Euro p.P.

Imagination Valley: kostenlos zugänglich

Tag 4

Aussichtspunkt Göreme und Derinkuyu Underground City

Wie sollte es auch anders sein, klingelte der Wecker wieder viel zu früh. Aber wir brachten es nicht über das Herz, auch nur einen der fantastischen Sonnenaufgänge zu verpassen. An diesem Morgen machten wir uns, bepackt mit Kissen und Teppichen, die wir uns im Hotel ausleihen durften, auf den Weg zum Aussichtspunkt „Aydin Kiragi“. Wie Mehmet uns bereits am ersten Tag erzählte, ist man auf diesem Hügel so nahe an den aufsteigenden Ballons, wie nur möglich. Auch das wissen viele Leute – wir wollen gar nicht wissen, wie voll es dort in der Hauptsaison ist. Trotzdem hatten wir Glück und fanden noch ein nettes Plätzchen, etwas abseits vom Schuss, wo wir unsere Kissen ausbreiten konnten.

Göreme Balloon Sunrise

Nur 40 Minuten von Göreme entfernt befindet sich ein besonderer Ort, den wir uns auf keinen Fall entgehen lassen durften: Die unterirdische Stadt von Derinkuyu. Kaum zu glauben, dass die Stadt im Untergrund vor guten 50 Jahren nur durch Zufall entdeckt wurde, als ein Mann im Keller seines Hauses zu renovieren begann und hinter einer Wand einen Gang vorfand. Unglaublich ist die Vorstellung, dass sich unter der Erde eine ganze Stadt befand, die neben vielen Wohnräumen sogar eine Schule, ein Gefängnis und eine Kirche inklusive Grabstätten in sich barg. Platzangst ist hier allerdings fehl am Platz. Die Gänge sind eng, meist nur gebückt durchgängig und nur karg beleuchtet.

Derinkuyu, Göreme, Kappadokien

Derinkuyu, Göreme, Kappadokien

Wir fanden den Besuch ungeheuer spannend und empfehlen ihn auf jeden Fall. Da wir uns in der Nebensaison dort befanden, waren wirklich nur sehr wenige Touristen dort unterwegs. Anschließend machten wir noch einen kurzen Abstecher nach Mustafapaşa. Eigentlich waren wir auf der Suche nach den uns angepriesenen griechischen Türen, die sich in dieser Stadt befinden. Während diese Suche erfolglos blieb (im Nachhinein haben wir erfahren, dass wir diese Türen in einem griechischen Restaurant gefunden hätten), stießen wir durch Zufall auf die Kirche bzw. das Kloster St. Nicholas. Zugegeben, es gibt Spannenderes, allerdings haben wir auch an diesem Tag einen Kassier sehr glücklich gemacht. Vor Freude über den – wohl eher unregelmäßigen – Touristenbesuch, versuchte uns der Herr ohne jegliche Englischkenntnisse die Räume zu erklären.

Mustafapaşa, Göreme, Kappadokien

Aussichtspunkt: kostenlos zugänglich

Eintritt Underground-City: 25 TL p.P. (ca. 5,60 Euro)

Eintritt St. Nicholas: 5 TL p.P. (ca. 1,10 Euro)

 

Tag 5

Abfahrt

Wir mussten uns entscheiden. Sollten wir vor der Abfahrt noch frühstücken? Oder doch noch ein letztes Mal Heißluftballons von der Terrasse aus über Göreme aufsteigen sehen? Du kannst dir sicher denken, wie diese Entscheidung ausfiel. Oder? Klar, Heißluftballons!

Sultan Cave Suites, Göreme, Kappadokien

Danach hieß es: Güle-Güle, Kappadokien! Bye-Bye Göreme! Dieser Abschied fiel uns nicht leicht, das kannst du glauben.

Da es nur montags Direktflüge gibt, mussten wir dieses Mal in Istanbul umsteigen, bevor uns das zweite Flugzeug zurück nach München brachte.

Warst du auch schon in Kappadokien und bist restlos begeistert? Wir freuen uns auf deine Erzählungen!

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