Auf Bootstour im Komodo Nationalpark

«oder: Drachenjagd im Paradies»

Seit wir die Fotos der Drachen im Komodo Nationalpark gesehen haben, wussten wir, dass wir dort hin müssen. Weil wir es außerdem lieben, auf dem Wasser zu schlafen, haben wir unseren Besuch mit einer 3-tägigen Bootstour verbunden und hatten eine so wunderbare Zeit, dass es schwer fällt, die richtige Worte zu finden. Lies weiter und erfahre, was wir alles erlebt haben und auf was du achten solltest, falls auch du eine solche Tour Planst.

  • Die Vorbereitungen

Unseren Guide Faldy haben wir bereits aus Deutschland angeheuert. Das ist auch notwendig, weil  sich die Guides für den Komodo Nationalpark vor allem in der Hauptsaison frühzeitig um ein passendes Boot und die Crew kümmern müssen. Allerdings musst du dementsprechend auch eine Teilzahlung vorleisten. Das bedarf natürlich eines großen Vertrauens, wenn man mehrere hundert Euro auf ein wildfremdes indonesisches Konto überweist. Im Internet kursieren viele Horrorgeschichten von Touristen, die ihr Geld verloren haben und mit falscher Kontaktnummer am Flughafen standen.
Wir waren uns dementsprechend sehr unsicher, aber nachdem Faldy uns seine Facebook-Freundschaft angeboten hat und wir bei Tripadvisor nur Gutes über ihn und seine Komodo-Touren gelesen haben, haben wir es einfach gewagt. Eine der waghalsigsten, aber besten Entscheidungen, die wir je getroffen haben!

  • Die Anreise

Schon die Anreise nach Labuan Bajo ist ein Abenteuer für sich. Am Flughafen in Denpasar werden wir zu Fuß zu einer Mini-Maschine geführt, ohne genau zu wissen, ob wir jemals am Ziel ankommen würden, weil ein ganz anderer Ort angeschrieben war. Aber die netten Flughafenmitarbeiter versichern uns , dass wir einen Zwischenstopp in Labuan Bajo machen würden, wo wir dann einfach aussteigen könnten. Wir sollten nur dem Personal Bescheid sagen.
Ein wenig flau im Magen ist uns aber trotzdem. Die Durchsagen im Flugzeug können wir mangels Indonesisch-Kenntnissen nicht verstehen, aber tatsächlich landen wir nach ein paar Stunden auf einem Miniflughafen. Gut die Hälfte der Passagiere steigt mit uns aus, während sich der Rest auf den weiteren Flugweg an das eigentliche Ziel macht. Das Flughafengebäude war damals nur ein kleines Haus, in dem die Familien, Freunde und Guides auf die ankommenden Passagiere gewartet haben. Mittlerweile wurde ein neues und größeres Flughafengebäude gebaut, aber 2013 stehen wir noch an einem offenen Fenster , während die Gepäckarbeiter die Rucksäcke und Taschen hochhalten und demjenigen, der „yes“ oder Ähnliches ruft, durchs Fenster reichen.
Nach einer Nacht im Hotel (am Anreisetag war es zu spät, um auszulaufen) werden wir von einem Freund Faldys abgeholt und in den Hafen von Labuan Bajo gebracht. Dort warten bereits der Kapitän eines von Seewasser und Wetter schon etwas in Mitleidenschaft gezogenen Bootes und sein Schiffsjunge. Das ist nun also unser zu Hause für die nächsten 3 Tage.

Komodo-Nationalpark Boat

  • Shnorcheln, Fledermäuse und das Leben an Bord

Nachdem wir nur zu zweit sind, können wir frei entscheiden, wann wir wo hin wollen, ob wir schnorcheln oder ein wenig wandern möchten, wo wir über Nacht bleiben, usw. Unser Guide ist dabei ein große Hilfe. Er kennt den Komodo-Park wie seine Westentasche und hat uns schon vorab Vorschläge für die Boots-Tour geschickt, die wir an unsere Vorstellungen anpassen können. Neben den schönsten Schnorchelgebieten, die wir je gesehen haben – da konnte zwei Jahre später nicht einmal das Great Barrier Reef mithalten –  sitzen wir an einsamen Sandstränden und übernachten nahe an einer Mangroven-Insel, aus der bei Sonnenuntergang tausende von Riesenfledermäusen zur Jagd über unsere Köpfe fliegen.

Das Essen an Bord wird auf einer kleinen Kochplatte am Heck aus den Vorräten aus einer Kühltruhe zubereitet. Es ist das beste Essen des gesamten Indonesienurlaubs, obwohl wir uns aus anfänglicher Sorge mit Notproviant eingedeckt haben. Frisches Obst und Gemüse, Tofu für Vegetarier, selbstgemachte Pommes und alle möglichen weiteren Leckereien erwarten uns jeden Mittag nach dem Schnorcheln und abends zum Sonnenuntergang,bevor wir uns zum Kartenspielen und Geschichtenerzählen zusammensetzen und anschließend unser Matratzenlager oberhalb der Kapitänskajüte beziehen.

Komodo Nationalpark Paradise

Komodo-Nationalpark Fledermäuse

Komodo-Nationalpark

  • Wandern im Reich der Komodo Warane

Natürlich darf dabei auch das eigentliche Highlight nicht fehlen: Der Komodo Waran, oder Dragon, wie ihn die Einheimischen nennen. Auf der Insel Komodo im Herzen des Nationalparks gibt es offizielle Ranger, die gegen ein kleines Trinkgeld auf kleineren oder größeren Tracks über die Insel führen. Im Dorf selber gibt es natürlich auch (fast zahme, wenn man das so sagen kann) Echsen, aber es ist schon etwas sehr Besonderes, wenn man plötzlich neben sich am Weg einen 2 Meter Waran entdeckt, den man auf den ersten Blick gar nicht gesehen hätte. Weil die Tiere trotz ihres trägen Aussehens echt schnell rennen können, darf man nur mit einem Nationalpark-Ranger wandern. Auch wenn wir uns nicht sicher sind, ob der Holzstock, den dieser für den Fall eines Angriffs dabei hatte, eine geeignete Waffe gewesen wäre.

Komodo Nationalpark Komodo Waran

Komodo Nationalpark Koodo Waran

Neben vielen Waranen sehen wir einige Wasserbüffel und Wildschweine, die beide zur Beute der Riesenechsen gehören. Unser Ranger und Faldy erzählen uns währenddessen viel über die Drachen, wie sie leben und jagen, ihre Jungen großziehen und natürlich auch ein paar Mythen, die sich bis heute in den Köpfen der Einwohner des Komodo Nationalparks halten. Dass ein Leben auf den Inseln mit so gefährlichen Nachbarn kein Zuckerschlecken ist, dürfen wir am nächsten Tag selbst miterleben.

  • Zu Besuch in einem Fischerdorf

Als unser Guide erfährt, dass Lisa (außerhalb des schönen Reiselebens) Lehrerin ist, schlägt er uns vor, an Stelle des (von Touristen umschwärmten) Hauptdorfes, zu einem etwas kleineren, sich auf einer benachbarten Insel befindlichen, Fischerdorf mit Schule zu fahren. Über einen mehr als windschiefen Steg mit riesigen Löchern und morschen Planken kommen wir unter den neugierigen Blicken der Fischer zu einem Dorf, dessen Hütten aus einfachstem Material auf Pflöcken gebaut sind, da jederzeit ein Waran ins Dorf kommen und nach Beute suchen könnte.

Solche Besuche enden nicht selten mit einem Angriff auf Mensch und Tier und nicht wenige sterben an den Verletzungen, da es kein Krankenhaus und nur spärliche ärztliche Versorgung mit einfachen Mitteln gibt. Das hat dazu geführt, dass die Einheimischen über den Park hinaus glauben, dass die Warane giftigen Speichel haben, der die Beutetiere und auch die Menschen langsam tötet, während die Echse stetig die Fährte seiner Beute verfolgt, um sie schließlich aufzuspüren und zu verschlingen. Wissenschaftlich ist diese Theorie wohl widerlegt, aber wir finden, dass diese Geschichte ganz gut zu diesen Urzeittieren passt.

Da die Schule dort, vielleicht auch mangels anderem Freizeitangebot, den ganzen Tag dauert, treffen wir die einzige Klasse im Hof an. Die Kinder und Jugendlichen sind total davon begeistert, weiße Besucher zu haben und wollen Unmengen an Fotos von uns mit unserer Kamera machen und diese danach natürlich anschauen. Eine Kamera besitzt dort niemand und selbst Spiegel sind rar. Das Schulgebäude selbst ist eine aus Balken zusammengenagelte Holzhütte, die einzelnen Räume nur durch offene Durchgänge getrennt. Schulmaterial gibt es keines. Auch keinen Strom und die schon recht mitgenommenen Stühle und Tische stehen auf dem nackten, unebenen Erdboden.

Komodo-Nationalpark Schule

Komodo-Nationalpark

Die Schüler sind alle total lebensfroh, spielen den ganzen Nachmittag lang mit uns Volleyball und unterhalten sich trotz ihrer wenigen Englischkenntnisse

gut mit uns, bis wir uns letztendlich wieder verabschieden müssen.

Komodo-Nationalpark Village
Nur die Manta-Rochen, mit denen wir auf unserer Rückreise an einem Riff weit draußen am Meer schnorcheln wollen, lassen sich nicht blicken. Also bleibt uns nichts anderes übrig, als noch einmal in den Komodo Nationalpark zu reisen und eine neue Tour mit unserem Freund Faldy zu unternehmen.
Diese Erfahrung, der ganze Trip, war ein unglaubliches Erlebnis, das uns viele schöne, aber auch nachdenkliche Erinnerungen beschert hat, von denen wir manche gar nicht in Worte fassen können.

Hast du auf deinen Reisen auch gefährliche, seltene oder verrückte Tiere entdeckt? Hinterlass uns einen Kommentar und erzähl uns davon.

Merken

Merken

Merken

Merken

Merken