Segeln in der Türkei

«oder: Jetzt mal ganz ehrlich»

Die innere Unruhe

Es gibt da so eine Sache. Nämlich die mit der Entspannung. „Ihr kommt nie zur Ruhe, Kind“, sagte Lisas Mama vor Kurzem. Damit hat sie tatsächlich nicht Unrecht. Unser täglicher Wahnsinn spielt sich in der Kanzlei und im Klassenzimmer ab. Nach der Arbeit wird für diese noch vor- und nachbereitet, sich um den großen Garten gekümmert, die Wohnung auf Vordermann gebracht und es werden soziale Kontakte gepflegt. Ganz nebenher versuchen wir, diesen Blog hier am Leben zu erhalten. Wir reisen wirklich mit Leidenschaft und können es uns kaum vorstellen, darauf zu verzichten, neue Länder und Städte zu entdecken.

Und doch trifft die Aussage von Lisas Mama ins Schwarze. Wir machen uns nämlich auch auf Reisen Stress. Nichts können wir auslassen, so viel und so weit wie möglich wollen wir herum kommen. Dafür sitzen wir oft viele Stunden im Flugzeug und im Auto. Der Wecker klingelt dabei meist früher als daheim. Du darfst uns nicht falsch verstehen, wir lieben das, was wir tun und sind unendlich dankbar dafür, dass wir in der glücklichen Lage sind, so viel von der Welt sehen zu können. Der Stress dabei ist nicht derselbe, wie der Arbeits- und Alltagsstress, das ist klar, aber Stress ist es trotzdem. Entspannung?! Oft kaum merklich vorhanden. Zu sehr sind wir abenteuer- und unternehmungslustig. Auf die Idee, einen Urlaub ausschließlich auf einer Liege am Strand zu vorbringen, würden wir niemals kommen. Auch in einen Wellnessurlaub würden wir unser Geld nie investieren.

Nach der zweiten Reise in diesem Jahr wussten wir aber: Wir brauchen dringend etwas Ruhe. Die daheim zu finden ist undenkbar. Wir kennen uns. Wir sind stets ruhelos und finden immer etwas zu tun. Hier kommt unser derzeitiges Urlaubsziel ins Spiel. Für uns die (wahrscheinlich sogar DIE) Möglichkeit, Entspannung zu finden und doch etwas zu tun zu haben: Segelurlaub!

Türkei Segeltörn

Segeln für die Seele

Wie du vielleicht schon von unserem Artikel, den wir vor zwei Jahren verfasst haben, weißt, findet unser Segeltörn immer im selben Land statt: In der Türkei, im Golf von Fethiye. Der einzige Unterschied dieses Mal: Wir sind nicht nur eine Woche, sondern 10 Tage unterwegs.

Die Zeit auf dem Schiff ist Zeit für die Seele. Es gibt nur uns, einen Teil unserer Familie, das Meer und die Wellen, den Wind und das Wetter. Alles andere ist nicht wichtig.

Auf dem Schiff leben wir in den Tag hinein und müssen einzig und allein auf guten Wind hoffen. Das Segeln von einer Bucht zur anderen ist uns meist Action genug. Wenn uns das trotzdem nicht reicht, ziehen wir einfach die Turnschuhe an, gehen von Bord und wandern ein Stück. Das machen wir oft, um danach wieder zufrieden im Cockpit zu landen und uns in ein Buch zu vertiefen. Das leichte Schaukeln des Schiffes in den Wellen, die leichte Brise, die stets für Abkühlung sorgt und der Duft des Meeres machen eines: Uns unendlich glücklich. Und entspannt.

Türkei Segeltörn

Die Buchten im Golf von Fethiye

Die Buchten und Häfen, in denen wir unsere Zeit verbringen, sind immer dieselben. Nur die Reihenfolge ist vom Segelwind abhängig. Durch die drei Tage, die wir dieses Mal mehr Zeit hatten, haben wir aber noch zwei neue Buchten ausprobiert und kennen nun neben Tomb Bay, Kapi Creek, Wall Bay und Sarsala auch Tersane und Karacaören Köyü.

Über unsere altbekannten Buchten und die beiden Häfen kannst du ausführlich in diesem Artikel nachlesen.

Hierzu müssen wir nur sagen, dass seit unserem letzten Besuch vor zwei Jahren vor allem in Kapi, Sarsala und Wall Bay viel bis sehr viel passiert ist. Während Kapi und Sarsala nun renoviert und, den Hygienestandard betreffend, sehr fortschrittlich geworden sind, waren wir von Wall Bay tatsächlich im ersten Moment schockiert. „Unser“ Wall Bay, wo wir im Brettverschlag, das als „Büro“ bezeichnet wurde, gefeiert haben, im spärlichen Licht jede Nacht froh waren, wenn wir den Weg zur sehr einfachen Toilette fanden und live dabei waren, als der sehr schräge Steg eingebrochen und ähnlich schräg wieder neu aufgebaut wurde, dieses Wall Bay ist nun die reinste Luxusbucht. Hier ist alles gut durchgedacht, mehr als modern und dadurch wirklich schick. Aber ob wir uns je an ein marmorgefliestes Bad mit Regendusche und an Servicekräfte im Anzug gewöhnen können?! Wir sind uns recht unsicher.

Die beiden für uns neu entdeckten Buchten stellen wir dir im Folgenden nun kurz vor.

Tersane

Es gab noch keinen Segeltörn, auf dem nicht über die Bucht Tersane gesprochen wurde. Aber kein einziges Mal in den letzten 8 Jahren haben wir es geschafft, tatsächlich eine Nacht dort zu verbringen. Bis jetzt! Tersane liegt wunderbar geschützt zwischen einzelnen Inseln. Auf Anhieb gefielen uns die rosa und weiß blühenden Oleanderbüsche, von denen es hier viele gibt. Auch vom relativ neu gebauten Restaurant fühlten wir uns sofort eingeladen. Wir waren uns einig, dass Tersane sämtliche andere Buchten widerspiegelt, wie diese noch vor einigen Jahren waren. Einfach, aber gemütlich. Den Baustellenmüll, der, wenn man genauer hinsieht, immer noch hinter den Häusern liegt, den streichen wir beabsichtigt aus unseren Gedanken.

Türkei Segeltörn

Türkei Segeltörn

Türkei Segeltörn

Türkei Segeltörn

Türkei Segeltörn

Karacaören Köyü

Von Fethiye aus nahmen wir Kurs auf Karacaören. Leider wollte der Wind nicht optimal mitspielen und wir kamen sehr langsam voran. Während wir uns über so etwas in einem anderen Urlaub ärgern würden, war es uns hier auf dem Meer schlichtweg egal. Die Freude über die vier Delfine, die unser Schiff ein Stück begleitet haben und die riesige Meeresschildkröte, die während einer Flaute einige Male neben der „Magic Dream“ aufgetaucht ist, war unbeschreiblich.

Als wir die uns unbekannte Bucht endlich erreichten und unser Schiff sicher befestigt war, begann es zu regnen, was das Zeug hält. Wir lassen uns von Regen gerne die Laune vermiesen. Du kannst dir aber denken, wie es beim Segeln ist, oder? Wir packten uns einfach in einen warmen Pulli, rollten die Wände des Cockpits nach unten und machten es uns gemütlich. Gegen Abend, als sich der Himmel wieder blau färbte, ließen wir uns abholen und ins Restaurant bringen.

Anstelle eines Steges gibt es hier nämlich Mooring-Bojen, an denen das Schiff befestigt wird. Somit ist das Land nur mit dem eigenen Beiboot oder dem der Betreiber zu erreichen. Wir nahmen auf dem Balkon Platz und kamen aus dem Staunen nicht mehr heraus. Hätte uns jemand gesagt, dass wir im Piratengeheimquartier gelandet waren, wir hätten es geglaubt. Riesige Fahnen hingen von der Decke, dazwischen qualmte der Steinofen und ein Lagerfeuer prasselte in einer alten Schubkarre. Auf einem Holztisch türmten sich Wassermelonen, die große Schatzkiste in der Mitte des Raumes enthielt diverses Gemüse (Kein Gold. J ) und im Regal an der Wand stand Rum-Flasche an Rum-Flasche. Uns fehlte eigentlich nur noch der einbeinige Pirat mit Augenklappe. Der blieb aber unauffindbar. Stattdessen gab es jedoch eine kleine dreibeinige Katze. Die reichte uns auch fürs Feeling.

Am nächsten Morgen ging es mit unserem Dinghi noch auf die ca. 12 Minuten Fahrzeit weit weg liegende Insel direkt vor der Bucht. Nachdem wir das „Wo-machen-wir-das-Schlauchboot-fest-sodass-es-nicht-ständig-gegen-die-Felsen-stößt“-Problem gelöst hatten, kletterten wir mutterseelenallein zwischen den Ruinen aus byzantinischer Zeit herum. Ein kleines Abenteuer.

Hierher kommen wir auf jeden Fall wieder. Neuer Routenfixpunkt: Check!

Türkei Segeltörn

Türkei Segeltörn

Türkei Segeln

Mit der Drohne auf Segelurlaub

Zum Schluss gibt es für dich noch den Hinweis auf ein besonderes „Schmankerl“, wie wir hier in Bayern sagen. Dieses Jahr mit im Reisegepäck war nämlich unsere neuste Anschaffung – unsere Drohne. Darum gibt es hier eine kleine Fotostrecke über alle Buchten aus der Vogelperspektive.

Wir freuen uns, wenn du uns erzählst, wie und wo du am besten abschalten kannst!